Weise Pädagogik
Weise Pädagogik
Ein Plädoyer für Grautöne
In den letzten Jahrhunderten beherrschte die „Schwarze Pädagogik“ das Handeln der Pädagogen. Zurückzuführen war das auf Gesellschaftsstrukturen, die von Kinderreichtum, materielle Armut und Ausbeutung geprägt waren, ähnlich wie Heute in unterentwickelten Ländern. Gewalt war als Ventil und Machtinstrument gängiges Mittel der Beherrschung. (In Klassen mit bis zu 50 Kindern, wohl ein notwendiges Mittel, um Unterrichten zu können.) Die Folgen solcher Pädagogik auf die Gesellschaft waren viele Menschen die den autoritären Charakter verinnerlicht hatten, und damit entsprechend katastrophale Ereignisse provozierten.
Die Proteste der 68’er waren die Ersten, von Schuldgefühlen getragenen, Reaktionen auf die letzte Katastrophe europäischer Gewaltexzesse. Zu Recht wurde auf die Missstände und Ursächlichkeit „Schwarzer Pädagogik“ aufmerksam gemacht. Der christlichen Denktradition entsprechend, einer Tradition des Gut gegen Böse, des Schwarz gegen Weiß, wurde als Gegenentwurf die „Weiße Pädagogik“ begründet, die auf jegliche körperliche Intervention der Pädagogen verzichtet. Diese Art der Pädagogik entwickelte sich zum Dogma und gesellschaftlichen Konsens vor dem Hintergrund einer materiell reichen, an Kindern armen und systemisch vereinzelnden/isolierenden Gesellschaft (Konkurrenzfokus des Kapitalismus). Einer Gesellschaft in der zwischenmenschlicher Kontakt und besonders Körperkontakt von massiven Ängsten besetzt ist. Der Mangel an Kindern macht diese ungemein Wertvoll. Was macht man mit Wertvollem? Man verwart es sicher und eliminiert jegliches Risiko. Eingebettet in gewachsene Rechtsstrukturen, die das Böse, das Schwarze verdrängen und bekämpfen sollen, erwächst den Kindern u.U. eine Macht, die ihrer Entwicklung und gesunden Reifung unangemessen ist und dem Pädagogen eine Ohnmacht, die seinem Erziehungsauftrag unangemessen ist. Auch die Aufsichtspflicht des Pädagogen (oder der Eltern) macht das Kind Heute zum Opfer einer Überbehütung, die keinerlei Rücksicht auf Privatsphäre des Kindes nimmt. So wird die kindliche Entwicklung, mit ihren Gesetzmäßigkeiten und Aufgaben, zum kontrollierten, gesteuerten Akt, den Anforderungen des rationalen, beschleunigten Kapitalismus entsprechend, einem System, das der Langsamkeit und Irrationalität kindlicher Bedürfnisse konträr gegenüber steht.
Grautöne
Denktraditionen aus anderen Kulturkreisen sind in der Lage Zwischentöne, Nuancen von scheinbaren Gegensetzen zu zulassen, ja sie geradezu anzustreben. Die Betrachtung dahinter ist die Untrennbarkeit von Gut und Böse, Licht und Schatten, Güte und Strenge. Gegensätze werden als Teile einer Medaille gesehen und die Ein-sicht angestrebt. Ausprägungen wie „Schwarze- bzw. Weiße Pädagogik“ als Gegensätze, als singuläre Pole wahrzunehmen, die nichts miteinander zu tun haben, sind in dieser Denkhaltung nicht möglich. Der Vorteil dieses Denkens ist die Vermeidung von Abwehr, Verdrängung, letztlich von Angst. Angst verschleiert den ehrlichen Blick, die ehrliche Reflexion.
Genau das ist es was in der „Weißen Pädagogik“ dominiert, die Angst. In Gestalt eines Rechtssystems, das durchgreifende Pädagogik als Straftat defamiert und damit Grundlegendes menschlicher Interaktion ausschließt, mit dem Ziel die Exzesse der „Schwarzen Pädagogik“ zu verhindern. Durchgreifende Pädagogik ist jene die den Übergang vom Rohrstock zur berührungslosen, „klinisch reinen“ Pädagogik kennzeichnet, den gesunden Kompromiss aus Respekt und Autorität. Respekt vor den Bedürfnissen der Kinder und Autorität, die Respekt von den Kindern einfordert. Eine Balance die von Kind zu Kind unterschiedliche, angemessene Nuancen braucht. Diese zu erkennen und gezielt zu setzen ist Aufgabe des Pädagogen. Ein Korsett aus Angst zwingt den Pädagogen Heute dazu weder den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden zu können, noch den nötigen Respekt für seine Person und seine Arbeit einfordern zu können. Der Pädagoge verkommt zur Projektionsfläche aller systemischen Fehlentwicklungen und erstarrt in struktureller, psychischer Gewalt gegen die Kinder, aus Mangel an Möglichkeiten gesunder Zwischenmenschlichkeit.
05.12.09
Ein Plädoyer für Grautöne
In den letzten Jahrhunderten beherrschte die „Schwarze Pädagogik“ das Handeln der Pädagogen. Zurückzuführen war das auf Gesellschaftsstrukturen, die von Kinderreichtum, materielle Armut und Ausbeutung geprägt waren, ähnlich wie Heute in unterentwickelten Ländern. Gewalt war als Ventil und Machtinstrument gängiges Mittel der Beherrschung. (In Klassen mit bis zu 50 Kindern, wohl ein notwendiges Mittel, um Unterrichten zu können.) Die Folgen solcher Pädagogik auf die Gesellschaft waren viele Menschen die den autoritären Charakter verinnerlicht hatten, und damit entsprechend katastrophale Ereignisse provozierten.
Die Proteste der 68’er waren die Ersten, von Schuldgefühlen getragenen, Reaktionen auf die letzte Katastrophe europäischer Gewaltexzesse. Zu Recht wurde auf die Missstände und Ursächlichkeit „Schwarzer Pädagogik“ aufmerksam gemacht. Der christlichen Denktradition entsprechend, einer Tradition des Gut gegen Böse, des Schwarz gegen Weiß, wurde als Gegenentwurf die „Weiße Pädagogik“ begründet, die auf jegliche körperliche Intervention der Pädagogen verzichtet. Diese Art der Pädagogik entwickelte sich zum Dogma und gesellschaftlichen Konsens vor dem Hintergrund einer materiell reichen, an Kindern armen und systemisch vereinzelnden/isolierenden Gesellschaft (Konkurrenzfokus des Kapitalismus). Einer Gesellschaft in der zwischenmenschlicher Kontakt und besonders Körperkontakt von massiven Ängsten besetzt ist. Der Mangel an Kindern macht diese ungemein Wertvoll. Was macht man mit Wertvollem? Man verwart es sicher und eliminiert jegliches Risiko. Eingebettet in gewachsene Rechtsstrukturen, die das Böse, das Schwarze verdrängen und bekämpfen sollen, erwächst den Kindern u.U. eine Macht, die ihrer Entwicklung und gesunden Reifung unangemessen ist und dem Pädagogen eine Ohnmacht, die seinem Erziehungsauftrag unangemessen ist. Auch die Aufsichtspflicht des Pädagogen (oder der Eltern) macht das Kind Heute zum Opfer einer Überbehütung, die keinerlei Rücksicht auf Privatsphäre des Kindes nimmt. So wird die kindliche Entwicklung, mit ihren Gesetzmäßigkeiten und Aufgaben, zum kontrollierten, gesteuerten Akt, den Anforderungen des rationalen, beschleunigten Kapitalismus entsprechend, einem System, das der Langsamkeit und Irrationalität kindlicher Bedürfnisse konträr gegenüber steht.
Grautöne
Denktraditionen aus anderen Kulturkreisen sind in der Lage Zwischentöne, Nuancen von scheinbaren Gegensetzen zu zulassen, ja sie geradezu anzustreben. Die Betrachtung dahinter ist die Untrennbarkeit von Gut und Böse, Licht und Schatten, Güte und Strenge. Gegensätze werden als Teile einer Medaille gesehen und die Ein-sicht angestrebt. Ausprägungen wie „Schwarze- bzw. Weiße Pädagogik“ als Gegensätze, als singuläre Pole wahrzunehmen, die nichts miteinander zu tun haben, sind in dieser Denkhaltung nicht möglich. Der Vorteil dieses Denkens ist die Vermeidung von Abwehr, Verdrängung, letztlich von Angst. Angst verschleiert den ehrlichen Blick, die ehrliche Reflexion.
Genau das ist es was in der „Weißen Pädagogik“ dominiert, die Angst. In Gestalt eines Rechtssystems, das durchgreifende Pädagogik als Straftat defamiert und damit Grundlegendes menschlicher Interaktion ausschließt, mit dem Ziel die Exzesse der „Schwarzen Pädagogik“ zu verhindern. Durchgreifende Pädagogik ist jene die den Übergang vom Rohrstock zur berührungslosen, „klinisch reinen“ Pädagogik kennzeichnet, den gesunden Kompromiss aus Respekt und Autorität. Respekt vor den Bedürfnissen der Kinder und Autorität, die Respekt von den Kindern einfordert. Eine Balance die von Kind zu Kind unterschiedliche, angemessene Nuancen braucht. Diese zu erkennen und gezielt zu setzen ist Aufgabe des Pädagogen. Ein Korsett aus Angst zwingt den Pädagogen Heute dazu weder den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden zu können, noch den nötigen Respekt für seine Person und seine Arbeit einfordern zu können. Der Pädagoge verkommt zur Projektionsfläche aller systemischen Fehlentwicklungen und erstarrt in struktureller, psychischer Gewalt gegen die Kinder, aus Mangel an Möglichkeiten gesunder Zwischenmenschlichkeit.
05.12.09
kuwer - 9. Dez, 16:18