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Donnerstag, 2. Februar 2012

Massenmord und Seele

Wie die deutsche Schuld die Seelen formte in Ost und West.

Die Seele wird schlecht, wenn sie nicht fähig ist ehrlich zu reflektieren, wenn sie nicht fähig ist die Abwehr zu durchbrechen, die das Unterbewusste aus Angst aufbaut. Reflexion dient dem Erkennen von Gut und Böse. Nach dem Erkennen folgt das Handeln, handelt man Gut, wird alles klar, durchsichtig, liebevoll, handelt man Böse, wird alles trüb, blind und hässlich. Die gute Seele ist daher vergleichbar mit einem Stern der strahlt, der Wärme und Licht spendet. Die böse Seele ist vergleichbar mit einem schwarzen Loch, in dem alles verschwindet, jegliche Klarheit von außen aufgesogen wird, jegliches Wirken nach Innen gerichtet ist.

Die gewaltige Schuld eines jeden Massenmords macht Reflexion zum Kraftakt für ein ganzes Volk. Reflexion an sich kostet ungeheure Kraft, beschwert mit solcher Schuld wird sie nahezu unmöglich, das Gute wird nahezu unmöglich. Neue Generationen brechen das auf, indem sie Heuchelei, ja jede Form von Abwehr in ihrer geballten Bösartigkeit, erleben und ertragen müssen. Die Distanz und Unerträglichkeit erlaubt ihnen reflexartig ins Gegenteil zu springen und das Böse mit dem Guten zu tauschen. Sie wollen sich endlich Gut fühlen, die Schuld abschütteln und nicht zuletzt ihre Eltern beschämen. Die 68’er in Westdeutschland zeugen davon.

Die gewaltige Schuld eines Massenmords braucht einen gewaltigen Exorzismus, der das ganze Volk ergreift und den Dämon austreibt. Der Kommunismus übernahm diesen Exorzismus im Osten, wodurch das Volk der Täter von den Opfern (der Opferideologie) kraftvoll und entschlossen umerzogen wurde. Das Mantra des Antifaschismus war Staatsdoktrin und ermöglichte es dem Volk die Schuld in Form von Wiedergutmachung abzuschütteln. Die Ähnlichkeit von Kommunismus und Faschismus in den Methoden half beim schnellen Andocken und bei der Widerspruchslosigkeit während des Exorzismus. Der Kommunismus erzeugte damit eine neue Schuld, die aber schwächer war als die Alte und durch die revolutionäre Ablösung 1989, weniger Spuren hinterließ.

Das Böse ist dort präsent, wo eine große Schuld unbearbeitet sich durch die Generationen kämpft. Das Gute ist da präsent, wo Menschen ohne Schuld und Scham miteinander umgehen, sich im Spiegel betrachten können ohne das Böse zu erblicken und in Tränen auszubrechen.
Massenmord setzt viele entsetzte Seelen frei, die nichts weiter wollen als gerächt werden. Genau das tun sie, indem sie als Schuld in die Seelen der Täter eindringen und diese zerfressen. Sehen wir uns die Täter an, dann sehen wir viele schlechte Menschen. Depressiv, emotional verkümmert, sich gegenseitig Leid zufügend und den Tod verherrlichend, prägen sie eine Welt, die Welt der Fassade, des Scheins, die kapitalistische Welt.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Weise Pädagogik

Weise Pädagogik

Ein Plädoyer für Grautöne


In den letzten Jahrhunderten beherrschte die „Schwarze Pädagogik“ das Handeln der Pädagogen. Zurückzuführen war das auf Gesellschaftsstrukturen, die von Kinderreichtum, materielle Armut und Ausbeutung geprägt waren, ähnlich wie Heute in unterentwickelten Ländern. Gewalt war als Ventil und Machtinstrument gängiges Mittel der Beherrschung. (In Klassen mit bis zu 50 Kindern, wohl ein notwendiges Mittel, um Unterrichten zu können.) Die Folgen solcher Pädagogik auf die Gesellschaft waren viele Menschen die den autoritären Charakter verinnerlicht hatten, und damit entsprechend katastrophale Ereignisse provozierten.
Die Proteste der 68’er waren die Ersten, von Schuldgefühlen getragenen, Reaktionen auf die letzte Katastrophe europäischer Gewaltexzesse. Zu Recht wurde auf die Missstände und Ursächlichkeit „Schwarzer Pädagogik“ aufmerksam gemacht. Der christlichen Denktradition entsprechend, einer Tradition des Gut gegen Böse, des Schwarz gegen Weiß, wurde als Gegenentwurf die „Weiße Pädagogik“ begründet, die auf jegliche körperliche Intervention der Pädagogen verzichtet. Diese Art der Pädagogik entwickelte sich zum Dogma und gesellschaftlichen Konsens vor dem Hintergrund einer materiell reichen, an Kindern armen und systemisch vereinzelnden/isolierenden Gesellschaft (Konkurrenzfokus des Kapitalismus). Einer Gesellschaft in der zwischenmenschlicher Kontakt und besonders Körperkontakt von massiven Ängsten besetzt ist. Der Mangel an Kindern macht diese ungemein Wertvoll. Was macht man mit Wertvollem? Man verwart es sicher und eliminiert jegliches Risiko. Eingebettet in gewachsene Rechtsstrukturen, die das Böse, das Schwarze verdrängen und bekämpfen sollen, erwächst den Kindern u.U. eine Macht, die ihrer Entwicklung und gesunden Reifung unangemessen ist und dem Pädagogen eine Ohnmacht, die seinem Erziehungsauftrag unangemessen ist. Auch die Aufsichtspflicht des Pädagogen (oder der Eltern) macht das Kind Heute zum Opfer einer Überbehütung, die keinerlei Rücksicht auf Privatsphäre des Kindes nimmt. So wird die kindliche Entwicklung, mit ihren Gesetzmäßigkeiten und Aufgaben, zum kontrollierten, gesteuerten Akt, den Anforderungen des rationalen, beschleunigten Kapitalismus entsprechend, einem System, das der Langsamkeit und Irrationalität kindlicher Bedürfnisse konträr gegenüber steht.

Grautöne

Denktraditionen aus anderen Kulturkreisen sind in der Lage Zwischentöne, Nuancen von scheinbaren Gegensetzen zu zulassen, ja sie geradezu anzustreben. Die Betrachtung dahinter ist die Untrennbarkeit von Gut und Böse, Licht und Schatten, Güte und Strenge. Gegensätze werden als Teile einer Medaille gesehen und die Ein-sicht angestrebt. Ausprägungen wie „Schwarze- bzw. Weiße Pädagogik“ als Gegensätze, als singuläre Pole wahrzunehmen, die nichts miteinander zu tun haben, sind in dieser Denkhaltung nicht möglich. Der Vorteil dieses Denkens ist die Vermeidung von Abwehr, Verdrängung, letztlich von Angst. Angst verschleiert den ehrlichen Blick, die ehrliche Reflexion.
Genau das ist es was in der „Weißen Pädagogik“ dominiert, die Angst. In Gestalt eines Rechtssystems, das durchgreifende Pädagogik als Straftat defamiert und damit Grundlegendes menschlicher Interaktion ausschließt, mit dem Ziel die Exzesse der „Schwarzen Pädagogik“ zu verhindern. Durchgreifende Pädagogik ist jene die den Übergang vom Rohrstock zur berührungslosen, „klinisch reinen“ Pädagogik kennzeichnet, den gesunden Kompromiss aus Respekt und Autorität. Respekt vor den Bedürfnissen der Kinder und Autorität, die Respekt von den Kindern einfordert. Eine Balance die von Kind zu Kind unterschiedliche, angemessene Nuancen braucht. Diese zu erkennen und gezielt zu setzen ist Aufgabe des Pädagogen. Ein Korsett aus Angst zwingt den Pädagogen Heute dazu weder den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden zu können, noch den nötigen Respekt für seine Person und seine Arbeit einfordern zu können. Der Pädagoge verkommt zur Projektionsfläche aller systemischen Fehlentwicklungen und erstarrt in struktureller, psychischer Gewalt gegen die Kinder, aus Mangel an Möglichkeiten gesunder Zwischenmenschlichkeit.

05.12.09

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