geprobter Mut

Vom geprobten Mut

Mut als Gefühl beherrscht den Verzweifelten ab einer Grenze, der Grenze des Ertragbaren. Erträglich wird die Verzweiflung durch den Mut und die Handlungen, die er erzwingt, die ihn auf die Probe stellen. Mut braucht die Verzweiflung, wie die Verzweiflung den Mut.
Unsere entmenschlichte Welt lässt verzweifeln, flüchten und resignieren. Wahrgenommen wird das nicht. Im Innern zernagt es den Menschen, jeden Menschen für sich, in seinem Innern. Ein Nagen bis zur Selbstaufgabe, zum Selbstmord des eigenen Willens und Wollens. Die Triebe bestimmen, diktieren und handeln, lassen das Bewusstsein, das Selbstbewusstsein betroffen zurück. Letztlich schreit es nach Wahrnehmung, nach Geltung, nach Mut und bricht aus, es kann nicht mehr Tier sein, muss Mensch werden.
Der Mensch, als Schaf oder Adler, als Opfer oder Täter, passiv oder aktiv, hat Mut. Freilich beweist das Schaf diesen weit mehr, wenn es sein Lamm vor den Attacken des Adlers verteidigt. Aber auch der Adler beweist Mut, wenn er sich anmaßt dieses Lamm als schwach zu identifizieren und zu richten. Was sich da abspielt ist ein ringen von Mut im Augenblick. Zeigt der Adler schwäche, erwacht der Mut des Opfers, bleibt er stark, wird die Herde den Verlust verkraften, vergessen und weiter grasen. Verzweifelter Mut verleugnet die Stärke des Täters. Selbstaufgabe ist der Preis, wie eine Selbstverbrennung raubt es den Aktiven die Aktion und macht ihn zum Opfer.
Schafe gibt es viele; kauen – kacken – kauen – plöken – kacken - u.s.f.. Der Adler muss sich nicht sorgen den Mut zur Anmaßung zu verlieren, solange die Selbstaufgabe geheim, im Innern bleibt und nicht ansteckt. Wer lässt sich schon anstecken von Selbstaufgabe, wenn man, von Bewunderung umrahmt, mit rosa Schleifchen durch die Herde stolziert? Kann man das aufgeben wollen? Können da die Kadaver am Rand der Herde schrecken? Eher schon das Verrutschen des Schleifchens.
Ich will den Rand der Herde sehen! Ich will sie ins Zentrum zerren! Ich will zeigen was der Adler anrichtet! Ich will Empörung! Ich will Hass und Entsetzen! Ich will den Blick zum Boden, zum Kadaver, das Verrutschen des Schleifchens beim senken des Hauptes!
Der Adler kann nicht anders…
Mut ist Handeln, laut Handeln, dass es nachhallt in den Ohren der Beobachter. Wüten müssen die Mutigen, keinen Raum für Zweifel lassen. Ent-schlossen sind die Mutigen und nicht wieder einzuschließen. Aktiv sind die Passiven, auf dass die Aktiven erstarren. Die Mutprobe unserer Zeit braucht Mutmacher, die ihren mutigen Schrei mit Feuer und Qualm vermischen. Schwarzer Qualm, riechend nach verbranntem Fleisch der Selbstaufgabe. Flammen versengen die Schwingen des Adlers, blenden seinen scharfen Blick. Er erkennt das Schwache nicht mehr, wenn das Starke verbrennt. Mutig, Mutig ihr Selbstlosen, Mitleidigen, rettet die Schafe und werdet zum Adler.

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Zuletzt aktualisiert: 7. Apr, 12:58

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